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Was ist Mastozytose?

Mastzellen befinden sich im Knochenmark und in anderen Geweben unseres Körpers, z.B. in der Haut und in den Schleimhäuten, und spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr und bei allergischen Reaktionen. Zahlreiche Botenstoffe, wie z.B. Histamin und Tryptase, werden nach einer Aktivierung der Mastzellen freigesetzt und stimulieren so das Immunsystem. Es sind mehr als sechzig solcher Botenstoffe bekannt, die in einer Mastzelle vorkommen.

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Bei einer Mastozytose kommt es zu einer Vermehrung von Mastzellen, welche sich nun in der Haut oder auch in anderen Organen ansammeln können, wie z.B. im Knochenmark, Magen-Darm-Trakt, in der Milz, Leber oder in den Lymphknoten.

Ursachen

Obwohl bei mehr als 90% der Patienten mit Mastozytose eine genetische Veränderung des KIT-Gens nachweisbar ist, handelt es sich nicht um eine vererbbare Erkrankung, da diese Mutation im Verlauf des Lebens erworben wird. Warum das so ist, ist bisher nicht genau bekannt. Das KIT-Gen ist für die korrekte Struktur und Funktion des KIT-Rezeptors verantwortlich, der als Tyrosinkinase-Rezeptor bezeichnet wird und die Vermehrung der Mastzellen antreibt. Aufgrund der Mutation des KIT-Gens ist der Tyrosinkinase-Rezeptor unkontrolliert aktiviert, was zu einer deregulierten Vermehrung von Mastzellen führt sowie auch zur Überaktivierung bestimmter Signalwege in den Mastzellen.

Symptome

Bei Patientinnen und Patienten mit Mastozytose kann es durch die Vermehrung und Aktivierung der Mastzellen gefolgt von einer Freisetzung der Botenstoffe zu verschiedenen Beschwerden kommen. Die überaktiven Mastzellen können auch durch Bienen- und Wespengift, Kälte und Wärme, Kontrastmittel, emotionalen Stress und vieles andere besonders angeregt werden. Dies kann dann z.B. zu Rötungen und Schwellung der Mastozytose-Hautveränderungen, Juckreiz, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe, Durchfall, Knochenschmerzen oder zu Einschränkungen bis zum Verlust des Bewusstseins führen. Letzteres wird anaphylaktischer Schock genannt. Manche Patientinnen und Patienten entwickeln auch eine Osteoporose, Blutarmut, eine Vergrösserung der Milz oder leiden unter Gewichtsverlust. Allerdings sind sowohl die aktivierenden Faktoren als auch die Reaktionen darauf bei jeder Patientin und jedem Patienten mit Mastozytose verschieden.

Mastozytose-Formen

Es gibt verschiedene Formen der Mastozytosen. Wenn die Vermehrung der Mastzellen ausschliesslich auf die Haut beschränkt ist und dort Symptome verursacht, spricht man von einer kutanen Mastozytose. Das ist häufig bei Kindern der Fall. Bei der kutanen Mastozytose treten braun-rote Flecken auf der Haut auf, die bei Reibung zu juckenden Quaddeln werden können. Diese Reaktion der Hautveränderungen wird als Darier-Zeichen bezeichnet und ist typisch für die Mastozytose.

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Kommt es hingegen zu einer Anreicherung der Mastzellen im Knochenmark oder in anderen Organen, spricht man von einer systemischen Mastozytose. Diese betrifft dann den ganzen Körper und kommt häufiger bei Erwachsenen vor. Die Haut kann dabei auch betroffen sein, muss aber nicht. Die nicht-fortgeschrittenen Formen der systemischen Mastozytose treten mit etwa 75% häufig auf. Man unterscheidet hier die Knochenmark-Mastozytose, die indolente systemische Mastozytose und die schwelende systemische Mastozytose. Seltener, in etwa 25%, treten fortgeschrittene Formen der systemischen Mastozytose auf, wie eine systemische Mastozytose mit assoziierter hämatologischer bzw. myelopoietischer Neoplasie, eine aggressive systemische Mastozytose oder eine Mastzell-Leukämie. Bei den fortgeschrittenen Formen kommt es durch die besonders ausgeprägte Ansammlung von Mastzellen zu Funktionseinschränkungen der betroffenen Organen, z.B. zu Blutarmut bei Knochenmarkbefall oder zu Gewichtsverlust bei Befall der Darmwand.

Diagnose

Da Mastozytosen selten und die Symptome sehr verschieden und unspezifisch sind, wird die Diagnose oft verzögert gestellt. In Abhängigkeit von den betroffenen Organen ist die Zusammenarbeit zahlreicher ärztlicher Spezialdisziplinen notwendig, um eine exakte Diagnose zu stellen und damit eine adäquate Therapie zu ermöglichen. In der Regel wird bei einer Blutuntersuchung die Tryptase im Serum gemessen. Diese ist bei Mastozytose typischerweise erhöht, kann aber in seltenen Fällen auch normal sein.

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Besteht der Verdacht auf eine systemische Mastozytose, sollte eine Knochenmarkuntersuchung erfolgen, um das Ausmass von Mastzellen im Knochenmark, das Aussehen der Mastzellen und deren Eigenschaften an der Zelloberfläche beurteilen sowie mit genetischen Tests die typische Mutation im KIT-Gen nachweisen zu können. Sollte eine systemische Mastozytose vorliegen, können zusätzlich auch weitere Abklärungen notwendig sein, z.B. eine Knochendichtemessung, da die Mastozytose mit verminderter Knochendichte bis zur Osteoporose verbunden sein kann, oder eine Ultraschall-Untersuchung des Bauches, da eine Vergrösserung von Leber und Milz vorliegen können.

Behandlung

Bei der kutanen Mastozytose und den nicht-fortgeschrittenen Formen der systemischen Mastozytose geht es therapeutisch vor allem um die Kontrolle der Botenstoff-vermittelten Beschwerden. Hierfür sollte man die individuellen Auslöser einer Mastzell-Aktivierung kennen und diese meiden. Medikamentös stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, z.B. Histamin-H1-Blocker, Histamin-H2-Blocker und Cromoglicinsäure.

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Bei den fortgeschrittenen Formen der systemischen Mastozytose werden überwiegend zielgerichtete Therapien, z.B. Tyrosinkinase-Inhibitoren, sowie Chemotherapie und Stammzelltransplantation eingesetzt.

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Wegen des Risikos eines anaphylaktischen Schocks ist es wichtig, dass alle erwachsenen Patientinnen und Patienten - neben einem Notfall-Pass – immer einen Adrenalin-Autoinjektor und ein Notfall-Set, bestehend aus zwei Tabletten eines Histamin-H1-Blockers und zwei Tabletten Kortison (je 50 mg Prednisolon) bei sich tragen. Für Kinder gilt diese Empfehlung nur bei stärkerer Ausprägung der Mastozytose.

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Wenn bei Patientinnen und Patienten mit Mastozytose eine Insektengiftallergie nachgewiesen wurde, sollte die allergenspezifische Immuntherapie mit Bienen- oder Wespengift für immer weitergeführt werden.

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